Nachdem mir die Briefpost zum Wochenbeginn 500 Flyer für das Buch „Berlin Nordost Blues“ nach Hause lieferte, brachte ich heute Nachmittag einen Teil ins Verlagscafé. Ich wollte gleich wieder abhauen, doch plötzlich kam die für kommende Woche erwartete Lieferung der 500 Exemplare meines Romans! Ich habe drei Exemplare eingesackt, weitere 100 bekomme ich demnächst per Paketpost zugestellt. Wer ganz scharf auf das Werk ist, holt sich ein Exemplar für 16 Euro direkt in der Bornholmer 81 a. Demnächst kann man es über den dortigen Periplaneta-Shop bestellen, sicher auch über den sonstigen Buchhandel. Hurra!
Archiv des Autors: Andreas
Willkommen, Wonnemonat!
Am morgigen Dienstag wird es in der jungen Welt keine Unterklassen-Kolumne von mir geben, da am Vortag vom 1. Mai der Sport der Politik eine weitere Seite einzuräumen hat. Nun ja. Nächste Woche verrate ich euch aber, was da neulich bei Altona 93 gegen Eimsbüttel los war, als wir unsere Berlin-Fahne anbrachten und die Relegationsspiele gegen Werder Bremen II und SV Todesfelde näher rückten, und ob im Indra, wo die Beatles ihre ersten Auftritte hierzulande absolvierten, wenigstens Paul und Ringo am Start waren, oder aber vier Ska-Bands. Was soll´s? Der April ist gelaufen, der Mai meyert an. Mann, oh Mann! Wir sehen uns Übermorgen auf dem Mariannenplatz, so ab 15 Uhr vor der Bühne von Die Partei, auf der Sedlmeir, Ahne, Berg, Sonneborn und andere einen auf Boney M. machen, oder was weiß ich. Am 2. Mai, dem Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen, treffen sich um 13 Uhr am Baiz, Wörther- Ecke Schönhauser, viele Freaks zur chilligen Demonstration, weil das schon etwa 25 Mal so war. Ich stoße gegen 14 Uhr 30 machtvoll dazu, da ich keinen Urlaub nehmen will, um den Arbeitslosen zu mimen.
Vorverkauf für die Buchvorstellung am 17.5. beginnt
Jan von Im Ich hat seine Teilnahme für die Buchvorstellung zugesagt. Das gefällt mir. Der Vorverkauf für die sicherlich dufte Freitagabendveranstaltung hat begonnen. Die Seite braucht mitunter leider ewig, zumindest bei mir. Also etwas Geduld. Ich rate dazu, sich bald zu entscheiden, da ins Periplaneta-Verlags-Café nur 30 Menschen passen. Könnte kuschlig werden. Vorverkauf 6 Euro, Abendkasse 8. Am Wochenende (11./12.5.) vor der Vorstellung gibt es einen doppelseitigen Vorabdruck in der jungen Welt, zuzüglich der Werbung für den 17. Mai. Sei flott, sei dabei! 🙂
Berlin Nordost Blues
Der Endspurt hat was gebracht. Doch, doch. Wir sind zufrieden mit dem Text, dem Titel und dem Buchdeckel; vorne, hinten und dazwischen. Ist immer wieder ein Ding, wie man zum Beispiel über einen Buchtitel sinniert, der zuerst nur „Berlin Nordost“ lautet und nach Stadtführer klingt; wenn man einen Untertitel sucht, der aber aus verschiedenen Gründen immer albern, bemüht und unpassend kommt, bis man denkt: Verdammter Blues … Ah! „Berlin Nordost Blues“. Super! Und nun? Alles zu spät? Ja. Die Dateien sind in der Druckerei und in zwei Wochen lagern 100 von 500 Exemplaren in meiner Bude. Welch unwirklich erscheinender Zustand nach all den Jahren: Ich muss nicht am Text arbeiten, keinen Verlag suchen. Ich komme nach meinem Brotjob nach Hause und habe wirklich Feierabend. Ein bisschen Tischtennis im Park, eine Besichtigung von Edeka …
Schöne Westreise
Bundesliga 2, Erik und ick waren dabei. Hertha BSC gegen Hansa Rostock, ein Spiel mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Wir trafen uns klassisch auf dem Alex an der Weltzeituhr, um mit der Untergrundbahn in den Nordwesten der Stadt zu rollen. U 2, dunkle Heimatlinie. Die S-Bahn zu nehmen, während der Fahrt rauszukucken und am Stadion ins Olympia-Eck zu gehen, das war an diesem Freitagabend schwierig, wegen der polizeilich verordneten strikten Trennung der etwa 20.000 Meck-Pomm-Peoples von den 40.000 Berlin-Brandenburgern. Es gäbe Pufferblöcke, die zusätzlich mit Fangnetzen von den Nachbarblöcken gesichert wurden. Ausverkauft hieß dieses Mal nicht 74.000, sondern 62.000 und ein paar Zerquetschte. Gefallen hat mir beim Spaziergang zur Olympiaschüssel an einem Bierstand die etwa zehnköpfige Reisegruppe, bei der jeder ein anderes Trikot trug, von Celtic über Anderlecht und Leicester bis zu einigen nicht auszumachenden Vereinen. Ein echt lockerer Bund. Man sprach Englisch. Im Stadion hatten Erik und ick zwei Plätze im Oberring, zwar fern vom Rasen, aber für halbwegs volksnahe 25 Euro. Fand ick in Ordnung, jetzt kann der Hertha-Trainer mit Frauchen ins Kino gehen. Die 20.000 Gäste-Fans machten anfangs einen auf Einheitslook. Der Block links vom Marathontor ganz in Weiß, der Rechte in Blau. Einige Umstehende feixten, so eine koreanische Choreografie würde man in Berlin zum Glück nicht hinkriegen. Zum Anpfiff ließen die Gäste blau-weiße Nebelschwaden aufsteigen, die sich so schnell nicht verziehen würden und weder nach Thymian noch nach Eukalyptus rochen. Erik und ick brauchten neues Bier. Es war teuer, aber irgendwann merkte man das nicht mehr so. Das Spiel, nun ja, bei der launischen alten Dame Hertha BSC wusste man nie. Schrecken aller Zocker. Aber der Auftritt war solide, die Tore beim 4:0 fielen so beruhigend gleichmäßig. Von den zuletzt erstarkten Hanseaten kam erschreckend wenig. An der Strafraumgrenze ließ die Angriffswucht nach, das war bis kurz unter dem Stadiondach ersichtlich. Doch Hansa dürfte die Klasse halten können, und Hertha auch. Man trifft sich immer wieder. In den Farben vereint, in den Strandkörben getrennt. Oder wie das auf Szene-chinesisch heißt. „Wir sind blau-weiß …“ da können 10 Millionen Deutsche mitsingen. Danach zurück mit der S-Bahn. Dank Sieger-Privileg. Lustig war die Reise zum Alkopole am Alex. Es gab einige güldene Biere, drei bunte Likörchen … „Erik, ick hab keen Jeld mehr.“ – „Ejal, wie kommste na Hause?“ – „Mit Rad.“ – „Pass uff, dass nich nur der Sonnabend futsch is.“
Flüstern und Schreien
Inzwischen wurde auch die zweite Lektoratsrunde bewältigt. Mit dem Satz habe ich zum Glück nichts zu tun, umso mehr mache ich mir um den Buchdeckel einen Kopf. Krasses Bild, kurzer Text und so. Damit es mit dem Kaufreflex in Kanada und Kolumbien klappt. Dort leben doch genügend deutsche Muttersprachler, oder? Gestern, nach Willmanns Fußballbuchvorstellung im Meisterkiez, sagte ich zu Hoolywood-Sven, ich würde auch mal in seiner Kleiderkammer in der Schönhauser Allee 43 lesen wollen, worauf er meinte, wir müssten das aber mal anders bewerben, uns an der Jugend orientieren, da wäre bei solchen Terminen immer gleich Bambule. Tja, muss ich mal meinen Sohn (22, Zimmermann) aushorchen, wie das funktionieren könnte. Denn als ich ihn neulich fragte, wie viele seiner Leute da immer kämen, wenn er sich mit ihnen am Wasserturm verabredete, und ich so an drei oder neun Mädels und Jungs dachte, meinte er ganz trocken: 70 oder 80. Und die Polizei schaue früher oder später auch vorbei. Nun ja, diese Eckdaten passen schon mal zu einer Buchvorstellung im Hoolywood. Ich muss aber rausfinden, wie ich meine alten Säckinnen und Säcke elektrisiere. Vielleicht, nichts lesen und singen, nur trinken und lachen.
Jede Woche ein Buch?! „Provinzlust – Erotikshops in Ostdeutschland“, Uta Bretschneider & Jens Schöne, Ch. Links Verlag. Ein Sachbuch, auf dem Rosa-Cover sieht man ein flaches Haus mit entsprechendem Hinweisschild. Willkommen in der Provinz, in Freiberg, Ilmenau, Lauchhammer und den anderen lustigen Nestern. Die Betreiberinnen und Betreiber der Shops berichten über ihren Neustart nach der Wende und ihre Dauerkämpfe auf dem Markt. Das Sortiment der Platzhirsche aus dem Westen wollte man nicht Eins-zu-Eins übernehmen, der Osten ticke anders. In der Provinz kaufe man lieber persönlich als im Internet. Hell und freundlich müsse es sein, nicht alles so rot-schwarz-dunkel-bubu. In den ´90ern habe es noch Kabinen gegeben, die liefen wunderbar. Irgendwann wurde es zu laut und alkoholisch. Wie es den Betreibern beim Wichse-wischen ging, wird nicht thematisiert. Sauber müsse es sein, nun ja. Haste fünf Kapitel gelesen, haste 30 gelesen. Warum der Leipziger Shop mit dem linken Anspruch auch als links gelten darf, blieb mir verborgen. Lustige Bilder sind drinnen, mit aufrecht in die Jahre gekommenen Betreibern, inmitten der knallbunten Sortimente. Ja, ein okayes Buch, aber gendern bleibt ungeil. Ich bewundere diesen Unternehmermut, wenn man mit wenig Startkapital einen Laden aufmacht, sich mit diesem Kapitalismusscheiß auseinandersetzt und wenig später machen kann, was man will.
Nur noch sieben Kapitel
Prima, ich habe am Osterdienstag die Superdatei übermittelt bekommen und mich während der letzten Tage mit der Papyrus-Wissenschaft beschäftigt. Ich sag mal, Marry, meine Lektorin, macht den Job ganz gut. Stilistisch begradigt sie so einiges, inhaltlich ist sie hart im nehmen. Letzten Freitag war ich noch mal heimlich beim Fußball, um schön im Regen zu stehen; aber jetzt, wo wir voll das Frühlingswochenende haben, sitze ich am Computer. 13 Uhr, nur noch sieben von 22 Kapiteln … Verbesserungen akzeptieren, Unverständliches erklären und so weiter. Alles etepetete lesen. Bis Montagabend möglichst alles zurücksenden. Sehr schön, dass meine junge-Welt-Kolumnenkollegin Gabriele lieber was für den kommenden Dienstag liefern will, als für den übernächsten, und wir einfach mal tauschten. Freut mich total. Eine passende Erweiterung zum Romantitel „Berlin Nordost“ scheint mir am letzten Freitag auch eingefallen zu sein. Zumindest wurde ich dafür im Sportforum Hohenschönhausen nicht verprügelt.
Mensch!
Bin Gründonnerstag im Haus der Sinne am Start gewesen, als Gast bei den Brauseboys. Die nette Show war okay besucht, besser als in der Woche davor immerhin. Habe neue Texte von vor 20 Jahren gelesen, die ich zehn Jahre nicht mehr vorgetragen habe: „Kaffeeklatsch im Stasi-Reservat“ und eine über den Nachbarbezirk. Diese Lokalität in der Ystaderstraße gefällt mir, nicht nur weil sie in meinem Kindheitskiez liegt, ganz idyllisch im Bullenwinkel an der S-Bahnstrecke. Bin nach der Show mit dem Kumpelautor Thilo Bock erst im Empor gelandet, dann in der Kneipe neben dem Doors; aber ins Baiz haben sie uns nicht mehr gelassen, diese Pfeifen. Sogar ins Empor wollte uns der Chef anfangs nicht hinein lassen, kam zur Tür raus als ich mein Rad anschloss. „Nee, heut nich mehr! Ach, du bist dit, kommt rin!“ Ich bin Cantian-Ecke-Milastraße bekannt. Einigermaßen. Doch wer war dieser nach Kumpelautor aussehende Fremde, den ich da mit anschleppte; vor allem, für welchen Verein?! Thilo gab zur Auskunft, er sei gebürtiger Westberliner. Falsche Antwort. Abwartende Stille. Na gut, er sei für Hertha BSC. Prima. Alles vertreten im Empor: Union, BFC, Saloniki, Leverkusen – jetzt auch Hertha. Von Thilo gibt es demnächst also ein Buch über die Alte Dame. Ha-ho-he – Thilo is okay! Und der Wirt auch. Er meinte, an dem Tag, an dem Bayer 04 Meister wird, gibt er für jeden Gast drei Freigetränke aus. Das müsse schon sein. „Na hör ma!“ Am Kar-Freitag besuchte ich Ahnes tolle Solo-Show im schönen Zebrano-Theater. Zweimal drei Stunden neue Texte, Lieder und Showeffekte. Welch Tausendsassa er doch ist, dieser Freund und Vortragskünstler! Es war ziemlich stickig im krass besuchten Laden, vor mir saß ein gewagt Gekleideter mit strengem Geruch. Aber was erwarte ich Gästelistenschnorrer? Das kleine Zebrano sieht sich jedenfalls permanenten Existenzsorgen ausgesetzt. Staatlich bezuschusst werden nur die großen Häuser. In kleinen Lokalitäten sollen gefälligst ausschließlich Südeuropäer und Asiaten ihre Restaurants aufmachen. Kleine Kulturorte und Stadtteile haben kaum eine Chance. Kreuzberg zum Beispiel, soll verschenkt werden. Stralau wird sofort versenkt. Nach der Show habe ich mir von Ahne noch dessen CD schenken lassen, die er gemeinsam mit Mareike Hube und Sedlmeir rausbrachte. „Rache – ein Kriminal-Musical“, kurz vor Corona erschienen. In der Lokalität danach hat Ahne auch alles bezahlt, für Mandana, Micha und mich, und den anderen Gästen, die nicht wussten, wo sie sonst hingehen sollten. Mensch! Ich muss Ahne mal zum Asiaten einladen. Nun ja. Heute Nacht wurden übrigens alle Uhren eine Stunde vorgestellt. Ich komme gut damit klar, sehr gut. Habe spontan meine Kolumne geschrieben, obwohl ich bis zum morgigen Montag 10 Uhr gar keine abgeben muss. Gabriele Damtew ist dran. Ich bin eine Woche früher fertig mit der Auftragsarbeit über das Fußballspiel, welches ich kommenden Freitag besuchen werde, über das ich aber nicht berichten will. Berliner FC Dynamo gegen Hertha BSC II. Das ist Kunst. Die Zeitumstellung kann mir nichts anhaben, weil ich gestern nüchtern ins Bett gegangen bin. Das spannendste am heutigen Ostersonntag ist übrigens, ob der Verlag mir die lektorierte Datei übermittelt. Ich kucke aber nicht alle 20 Minuten ins Postfach, ich fahre nachher lieber zum familiären Kaffeeklatsch, in eine Gartenkolonie, die man bald wegrationalisiert haben wird. Wenn meine für den Mai geplante Veröffentlichung einen Sommerlochskandal abwirft, absolviere ich im Haus der Sinne und im Zebrano Theater jeweils eine Solo-Lesung.