Archiv des Autors: Andreas
Neues aus Bornholm (fast)
Letzten Freitag, Buchvorstellung im Periplaneta Verlagscafé in der Bornholmer Straße. Ausverkaufte Sause, gute Stimmung. Sensationell finde ich, dass die Leute 13 Jahre nach „Bambule Berlin“ noch an den alten Gläsernikov glauben. Habe eine Sonnenblume geschenkt bekommen und eine Anstecknadel: Berlin – Hauptstadt der DDR. Für das Knopfloch und den Kragen. Besten Dank! Gitarrero Jan von Im Ich konnte mindestens meine Schwester als Fan dazu gewinnen. Keiner hat gemuckt. Jeder Zweite kaufte wohl auch ein Buch. Habe ich nicht genau beobachtet, weil ich beim Bücher-signieren immer gleich ein Selbstportrait mit reingekrakelt habe. Danach ein Dutzend Gruppenfotos vor dem Café, noch drei kleine Biere in der Bornholmer Hütte und ein Großes in Speiches Blueskneipe. Hat gereicht, war wohl auch schon wieder Sonnabend. Heute bin ich im Schokoladen Mitte bei LSD zu Gast, und am Sonnabend trete ich im Olympiastadion beim DFB-Pokalfinale zwischen Leverkusen und Kaiserslautern … beim Kantinenlesen in Prenzlauer Berg auf. Nun ja, hier ist meine Kolumne aus der jungen Welt von heute, noch mit Rechtschreibfehlern:
Hubschrauber-Einsatz!
Was für ein Pfingstsonntag im Kiez meiner Kindheit. Letzter Spieltag in der viertklassigen Regionalliga Nordost. Im Cantianstadion spielte zwar weder Vorwärts noch Dynamo, doch Hertha II sollte Energie Cottbus empfangen. Würde die kleine Hertha für die Sensation sorgen können und die Lausitzer tollschocken, damit im fernen Greifswald die Meisterschaft und der Aufstieg in die 3. Bundesliga bejubelt werden könnte? Mindestens zwei Drittel der 10.000 Zuschauer schienen daran keinen Gedanken zu verschwenden, das ihre Elf den letzten notwendigen Punkt erringen wird, denn die Auftritte waren spätestens seit dem 1. April solide, inklusive der Siege über die Tabellennachbarn Greifswalder FC und BFC Dynamo. Im Prenzlauer Berg dominierte das Rot-Weiß der Energie-Fans. Familiär und friedlich ging es zu. Es gab keine Gegenveranstaltung. Trotzdem war der Straßenbahnverkehr von den Sicherheitsorganen lahmgelegt worden. Am Himmel lärmte ein Hubschrauber vor sich hin. Es hatte was von einer Übung für die kommende Europa-Meisterschaftsendrunde, nur halt ohne einen unsportlich agierenden Mob irgendeines Gegners. Im Stadion herrschte gute Laune. Ein beliebtes Fotomotiv waren die nahe der Max-Schmeling-Halle grasenden Schafe. Das Bier kostete unfaire 5 Euro, die Schand-Bulette war ohne Zwiebeln. In der 10. Spielminute hätte Hertha einen Handelfmeter zugesprochen bekommen müssen, doch der Linienrichter zuckte mit den Schultern, eine weitere offizielle Beobachterin stand eher zur Dekoration da. Ein neben uns Feiernder hatte die fragliche Szene auf dem Handy und zeigte sie den unterschiedlichen Fans, die alle der selben Meinung waren: Klarer Elfer! Der kleinen Hertha schien der Zahn gezogen worden zu sein. Wenige Minuten später erzielte Cottbus die Führung. Die Normalität nahm ihren Lauf. Der Stadionsprecher sagte das Tor nicht an, auch nicht das zweite zum 0:2, acht Minuten später. Dafür salbaderte er vom vermutlich ausverkauften Stadion. Der Schiedsrichter wollte kein Spielverderber sein, er ahndete das hohe Bein eines Cottbusers gegen einen Herthaner nicht mit Gelb. Die zweite Halbzeit verlief unspektakulär. Die spannendsten Fragen lauteten: Warum sind auf der Haupttribüne alle Zugänge zu den Toiletten verschlossen und wo ist Rumpelstilzchen Wollitz? Der für die Bank gesperrte Gästetrainer müsste doch unter uns auf der Haupttribüne auszumachen sein. Die Auflagen besagten, dass er auch nach dem Abpfiff ein halbes Stündchen warten müsse, bevor er den Platz betritt. Das Fan-Volk jubelte also erst einmal ohne den Trainer auf dem Rasen. Voll das sichere Konzept, Alter! Greifswald gewann 4:1 gegen Meuselwitz. Amen.
Meine erste Single-Auskopplung heißt ehrlich gesagt nur Kapitel 12
In der aktuellen Wochenendausgabe der jungen Welt findet sich auf den Seiten 1 und 3 des Hauptteils 6 und 7 der faulheit-und-arbeit-Beilage ein Großteil des 12. Kapitels meines Romans. 16.000 Zeichen. Es ist der weitestgehend in sich geschlossene Teil zu meiner Pförtnerkarriere. Ich habe ihn schon auf einigen Bühnen vorgelesen, er eignet sich wunderbar als erste Single meines Albums, wie ich finde. Doch unter uns, die Überschrift lautet nicht Kapitel 12, sondern „Es lebe der heitere Klassismus!“ Wenn ich darauf gekommen wäre, ein anderes Kapitel für die ABC-Waffen der jungen Welt auszuwählen, hätte die Überschrift natürlich genauso gelautet. Es ist nämlich der Untertitel, der mir zu spät für den „Berlin Nordost Blues“ einfiel. Aber mal forschen, vielleicht katapultieren diese 16.000 Zeichen mich für zwei Stunden vom sechsstelligen in den fünfstelligen Bereich der Amadings-Charts. Die Veröffentlichungssause am 17.5. ist ausverkauft. Von den Büchern gibt es ungefähr noch 444.
Unverhofft kommt oft. So auch die Elektropost von Ahne, mitsamt dem Anhang. Ich hatte die Ehre, seine Novelle vorab lesen zu dürfen. „Reinhard Lauck – Einer von uns“. Das Büchlein ist eigentlich schon fertig, soll aber erst im Herbst erscheinen, wenn ich das richtig behalten habe. Im Text geht es um zwei ungleiche Freunde, die Anfang der ´80er zum BFC gehen und fast auch in den Westen. Liest sich wie Alfons Zitterbacke auf Speed!
Altona, südlich von Schweden
Heute schon wissen, was morgen in der Zeitung über vorgestern steht:
Neulich sind wir fix mit dem Flix nach Hamburg gefahren, wo der Besuch eines fünftklassigen Oberliga-Spiels lockte. Altona 93 gegen Hamburg-Eimsbüttel BC. Erster gegen Vierter. Schwarz-Weiß-Rot gegen Lila-Weiß. Es herrschten frühlingshafte Temperaturen, für nordische Verhältnisse fast schon Sommerliche. Das Spiel war kein rauschendes Fest, dafür ist der AFC auch nicht bekannt; doch die knapp 2.000 Zuschauer hatten gute Laune, ich möchte behaupten, alle durchweg. Auch als wir unsere Berlin-Fahne am Zaun anbrachten, denn die trägt immerhin die AFC-Farben. Mit der Vereinsvorliebe in unserer Hauptstadt wollten wir die Gastfreundschaft nicht unnötig strapazieren. Zwei, drei subtilere BFC-Dynamo-Utensilien mussten genügen. In der Adolf-Jäger-Kampfbahn tragen viele Menschen gerne ihre AFC-fernen Klamotten zur Schau, allen voran die Leute vom FC St. Pauli, was den uns bekannten AFC-Fans schnuppe ist, sie tendierten früher zum HSV. Gut so. Wir tranken Bier und wurden mehrfach von jugendlichen AFC-Spielerinnen gebeten, die Becher zu spenden, denn sie sammelten für eine Reise nach Schweden. Prima ist auch das schöne Programmheft, das gab es umsonst, mit einer Titelgeschichte über Jonathan Tah, dem Meister aus Altona, der jetzt in Leverkusen für Furore sorgt. In anderen Stadien kosten die Hefte 2 Euro und sind die reinste Werbewüste, mit wenigen redaktionellen Beiträgen – falls dieses Kulturgut überhaupt noch existent ist. Beim AFC hält man es mit der Tradition und möchte eigentlich auch in der Kampfbahn bleiben. Doch auf dem Gelände sollen in absehbarer Zeit Wohnhäuser hochgezogen werden. Der Verein bekommt ein neues Stadion, halbwegs im vertrauten Stadtteil, etwa 3,5 Kilometer entfernt, für 5.000 Zuschauer. Eng, steil und laut soll es sein. Ein Stadion, von dem man bei Hertha BSC träumt, mit einer Null hinten dran. Zum 31. Dezember 2026 soll das Stadion fertig sein. Die Pläne seien ausgearbeitet, doch laut beobachtenden Fans täte sich auf der Baustelle nichts. Diese Aussagen klingen fast wie vor fünf Jahren, doch der Altonaer bleibt gelassen. Wir tranken Bier, immer schneller, denn die Deerns sammelten fleißig. Auf dem Rasen ging es solide zur Sache. Ein mühsames 1:0 wurde bejubelt. Frei nach dem Motto: Kraft statt Kunst. Der AFC möchte aus dieser S-Bahn-Liga heraus in die Regionalliga Nord aufsteigen. Zwischen dem 24.5. und 2.6. steigen die Relegationsspiele gegen Werder Bremen II und SV Todesfelde. Spannend, spannend. Erstmal Bier kaufen und trinken, oder gleich wegkippen, denn da waren schon wieder die Sammlerinnen. Einige Freaks forderten sich gegenseitig auf: Gib mal den Becher, ich will nach Schweden!
P.S.: Unter Werke gibt es jetzt eine Seite zum Buch Berlin Nordost Blues.
Freitag, der Dritte
Nachdem mir die Briefpost zum Wochenbeginn 500 Flyer für das Buch „Berlin Nordost Blues“ nach Hause lieferte, brachte ich heute Nachmittag einen Teil ins Verlagscafé. Ich wollte gleich wieder abhauen, doch plötzlich kam die für kommende Woche erwartete Lieferung der 500 Exemplare meines Romans! Ich habe drei Exemplare eingesackt, weitere 100 bekomme ich demnächst per Paketpost zugestellt. Wer ganz scharf auf das Werk ist, holt sich ein Exemplar für 16 Euro direkt in der Bornholmer 81 a. Demnächst kann man es über den dortigen Periplaneta-Shop bestellen, sicher auch über den sonstigen Buchhandel. Hurra!
Willkommen, Wonnemonat!
Am morgigen Dienstag wird es in der jungen Welt keine Unterklassen-Kolumne von mir geben, da am Vortag vom 1. Mai der Sport der Politik eine weitere Seite einzuräumen hat. Nun ja. Nächste Woche verrate ich euch aber, was da neulich bei Altona 93 gegen Eimsbüttel los war, als wir unsere Berlin-Fahne anbrachten und die Relegationsspiele gegen Werder Bremen II und SV Todesfelde näher rückten, und ob im Indra, wo die Beatles ihre ersten Auftritte hierzulande absolvierten, wenigstens Paul und Ringo am Start waren, oder aber vier Ska-Bands. Was soll´s? Der April ist gelaufen, der Mai meyert an. Mann, oh Mann! Wir sehen uns Übermorgen auf dem Mariannenplatz, so ab 15 Uhr vor der Bühne von Die Partei, auf der Sedlmeir, Ahne, Berg, Sonneborn und andere einen auf Boney M. machen, oder was weiß ich. Am 2. Mai, dem Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen, treffen sich um 13 Uhr am Baiz, Wörther- Ecke Schönhauser, viele Freaks zur chilligen Demonstration, weil das schon etwa 25 Mal so war. Ich stoße gegen 14 Uhr 30 machtvoll dazu, da ich keinen Urlaub nehmen will, um den Arbeitslosen zu mimen.
Vorverkauf für die Buchvorstellung am 17.5. beginnt
Jan von Im Ich hat seine Teilnahme für die Buchvorstellung zugesagt. Das gefällt mir. Der Vorverkauf für die sicherlich dufte Freitagabendveranstaltung hat begonnen. Die Seite braucht mitunter leider ewig, zumindest bei mir. Also etwas Geduld. Ich rate dazu, sich bald zu entscheiden, da ins Periplaneta-Verlags-Café nur 30 Menschen passen. Könnte kuschlig werden. Vorverkauf 6 Euro, Abendkasse 8. Am Wochenende (11./12.5.) vor der Vorstellung gibt es einen doppelseitigen Vorabdruck in der jungen Welt, zuzüglich der Werbung für den 17. Mai. Sei flott, sei dabei! 🙂
Berlin Nordost Blues
Der Endspurt hat was gebracht. Doch, doch. Wir sind zufrieden mit dem Text, dem Titel und dem Buchdeckel; vorne, hinten und dazwischen. Ist immer wieder ein Ding, wie man zum Beispiel über einen Buchtitel sinniert, der zuerst nur „Berlin Nordost“ lautet und nach Stadtführer klingt; wenn man einen Untertitel sucht, der aber aus verschiedenen Gründen immer albern, bemüht und unpassend kommt, bis man denkt: Verdammter Blues … Ah! „Berlin Nordost Blues“. Super! Und nun? Alles zu spät? Ja. Die Dateien sind in der Druckerei und in zwei Wochen lagern 100 von 500 Exemplaren in meiner Bude. Welch unwirklich erscheinender Zustand nach all den Jahren: Ich muss nicht am Text arbeiten, keinen Verlag suchen. Ich komme nach meinem Brotjob nach Hause und habe wirklich Feierabend. Ein bisschen Tischtennis im Park, eine Besichtigung von Edeka …