Der Prenzlauer Berg …

10. Dezember 2024

… bleibt Dynamoland. Ob auf der Schönhauser oder an der Greifswalder. 🙂

Tipp: 14.12., 20 Uhr, SAFI im Maschinenhaus.

Ich hasse Fan-Märsche

12. November 2024

Wenn man den folgenden Link anklickt, sieht man ein Foto, welches ich vom Vatikan aus geknipst habe. Die Kolumne von heute, die gibt es hier:

Der Stadtstaat Vatikan umfasst eine Fläche von 0,49 km². Hier könnten wir so einiges in einem Rutsch erledigen, dachten sich mein Sohn und ich, und visierten die Dauerausstellung im Musei Vaticani an, um danach ein Fußballturnier der vatikanischen Truppen zu besuchen. Der amtierende Meister, die Mannschaft des Kinderkrankenhauses, sollte am Spaß-Cup teilnehmen, sowie die Teams der Gendarmerie, des Radios, der Fensterputzer, der Chauffeure, der Museumswächter und der Post. Doch auch hier hieß es: keine Leute, keine Leute! Agieren würde man auf einem Kleinfeld, mit je vier Feldspielern und einem Torhüter; gleich in der Nähe, vor den Toren des Märchenlandes. Es werden 500 Menschen gewesen sein, die vor den Mauern des Papst-Gehöftes anstanden, um für den Preis einer Tageskarte, der dem einer Jahreskarte für die Staatlichen Museen zu Berlin gleichkam, einige Dutzend großer Räume durch zu latschen, oder anders gesagt, über sieben Kilometer! Da lohnte sich die Investition in einen Audioguide. Gleich nach dem Start am Museo Egizio, offenbarte sich die erste Chance, die Tour um drei Räumlichkeit zu verkürzen. Aber noch waren wir fit, und drängten mit den Leuten von einer Halle zur anderen, gaben uns Kunst-beflissen und fotografieren alles, was sich nicht bewegte. Eierbecher der Eritreer, sehr interessant. Doch wie stand es im Spiel zwischen den Köchen und Kurieren? Es wird nach einem Drittel der Tour gewesen sein, als ich an einem offenen Fenster stehend Luft holte und einen kleinen, wenn auch Menschenleeren, Kunstrasenplatz sah. Ich genoss den Blick auf das eng umzäunte Areal auf dem Hof und die Aussicht in die Ferne, hinweg über die Dächer Roms. Den Platz des skurrilen Turniers in der Nähe, konnte ich nicht erspähen. Doch plötzlich bedrängten mich einige Touristen, um das Kolosseum am Horizont zu knipsen. Das internationale Heiden-Volk wurde hooliger. An der Galerie di San Pio V verpassten wir die nächste Gelegenheit, die Tour zu verkürzen. Ach Mensch, all die Teppiche, Skulpturen und Gemälde, und der Schmuck aus dem Mittelmeerraum, sowas kannten wir schon aus Berlin. Viele gestresste Teilnehmer des klerikalen Fan-Marsches kuckten beim Knipsen kaum noch durch die Linse. Immerhin, die Anzahl der noch zu durch schreitenden Hallen sank, leider aber auch die der Spiele des Turniers außerhalb der mächtigen Mauern. Wer würde ins Halbfinale einziehen? Als Dynamo-Fan favorisierte ich das Team der Gendarmerie. Die Zeit lief, wir kamen aus der stockenden Einbahnstraßentour nicht raus. Unser Finale stieg in der Sixtinischen Kapelle, der berühmten Halle mit dem Ding an der Decke, wo Gott und Adam einander mit den Fingern berühren. Plötzlich forderte mich ein Uniformträger eindringlich, das Fotografieren zu unterlassen, worauf mein Sohn ihm geistesgegenwärtig mit dem Zeigen seines Agnostic-Front-Nickis erschreckte.

Jenseits vom Weinrot

14. Oktober 2024

Ich habe 20 Exemplare meines Blues-Nickis produzieren lassen und für den Herstellungspreis von irren 19 Euro pro Exemplar unter die Leute gebracht. Das soll es mit dieser Blitzaktion gewesen sein. Zurück zum Kolumnenklimpergeschäft. Mein Text für die morgige Unterklasse:

Früher war alles dynamischer. Beim Wörtchen Unterklasse denke ich momentan nicht unbedingt an eine niedere Liga, sondern eher an die Unfähigkeit der Entscheidungsträger, ein Stadion wie das im Berliner Jahn-Sportpark zu erhalten. In den frühen 1950ern der DDR wurde es binnen kurzer Zeit für 30.000 Besucher errichtet. Meine ersten Erinnerungen an den Sportpark gehen auf familiäre Spaziergänge zurück. Am Eingang der Cantianstraße stand ein Pförtnerhäuschen, wo Mutti fragte, ob wir auf das Gelände dürfen. Der Kriegsinvalide winkte uns freundlich durch. Das Gelände nahe der Grenze war nicht prinzipiell abgesperrt, aber ständigen Durchgangsverkehr zur Eberswalderstraße wollte man wohl auch nicht. Wenn wir ohne einen Elternteil anrückten und über den Zaun an der Gaudystraße stiegen, um auf dem Empor-Platz Fußball zu spielen, kam der Pförtner herbeigeeilt und drohte damit, uns mit einer Flinte auf seine Gesundheitsebene zu ballern. Das erste Mal im großen Stadion war ich mit der Schulklasse, als die Friedensfahrer in diesem herrlich-schlichten Areal mit den braunen Holzbänken eine Runde drehen sollten. 1977 besuchte ich mein erstes Spiel: BFC Dynamo gegen FC Vorwärts Frankfurt/Oder. Neben einigen Jungs meiner Klasse hatten sich dort viele lustige Halbstarke aller Jahrgänge versammelt. 1982, am Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus, fand das vorletzte Heimspiel der Saison statt. Der BFC errang seine vierte Meisterschaft und fegte den 1. FC Magdeburg mit einem sensationellen 4:0 vom Platz. Ein Großteil der Jugend flippte total aus, legte einen Teil des etwa 1,50m-hohen Zauns flach und stürmte auf das Feld. Im Fernsehen waren davon kurze Sequenzen zu sehen, nur ein Mal. Beim letzten Heimspiel setzte ein größeres Aufgebot an Ordnern einiges daran, niemanden auf den Platz zu lassen, was ihnen auch gelang. Zum Beginn der Saison 1982/83 stand eine höhere Absperrung mit einer zu den Tribünen gerichteten Zaunkrone. 1987, zum 750. Jahrestag von Berlin, als der BFC seinen Zenit am durchschnittlichen Zuschauerzuspruch von 17.500 (1979/80) längst überschritten hatte, war das Stadion aufgemotzt worden, mit der pompösen Haupttribüne und der Überdachung der Gegengerade. Bald nach der Wende absolvierte der BFC seine Spiele im ohnehin heimischen Sportforum Hohenschönhausen. Die braunen Bänke im Stadion des Jahn-Sportparks wurden durch Sitzschalen in den Farben Kurdistans ersetzt. Während der letzten drei Jahrzehnte trug dort ein halbes Dutzend Berliner Vereine über kurz oder lang seine Heimspiele aus. Meistens interessierte es nur wenige Menschen, sich auf die ewig-dreckigen Schalen zu platzieren, zumal auf der Schönhauser Allee fast nie ein Plakat zur Partie gesichtet wurde. Neulich begannen die Abrissarbeiten des Stadions. Von den unterklassigen Entscheidungsträgern wird kolportiert, eine moderne Stätte für den Inklusionssport zu errichten. Ich behaupte, es sieht dort die kommenden Jahre so ähnlich aus wie während der letzten Jahre am Sport- und Erholungszentrum, am anderen Ende vom Prenzlauer Berg.

Sozialer Schmus

16. September 2024

Schon heute wissen, was morgen in der Zeitung steht. Meine Unterklassen-Kolumne in der jungen Welt:

„Ich will immer so viel erleben, und werde doch immer nur breit“, heißt es bei Sportsfreund Sven in einem Song. Davon kann so mancher Fan ein Lied singen. Drei Konzerte, zuzüglich der Kneipe danach, und zwei Fußballspiele innerhalb einer Woche, da fragt so mancher wieder nach Kaffee und Kuchen. All die Ligen und Vereine, die sich zumeist unter dem Radar abspielen, sind auch anstrengend. Zu erleben gibt es traurige Abstiege und lustige Stagnation. Voll der Stress: Warum wurde der Anstoß verlegt und was soll der Quatsch mit den alkoholfreien Getränken? Tausend Spiele werden es gewesen sein. Immer pünktlich auf der Tribüne, ein Stündchen vor dem Anstoß, zu dem die Kumpels auf dem letzten Drücker erscheinen. Skeptischer Blick ins weite Rund: Hm, das wird heute nichts. Weder mit einem Tor Vorsprung noch mit  der ordentlichen Zuschauerzahl. Bisher stehen nur einige Fremdkörper herum, mit denen man das Transparent nicht an den Zaun knüpfen möchte, welches kaum von den Zuschauern gegenüber wahrgenommen wird, oder von den umher flitzenden Spielern, und von irgendeiner Fernsehkamera schon gar nicht. Doch Tradition ist Tradition. Sozialer Schmus. 20 Minuten vor dem Anstoß wird der erste Bekannte gesichtet und sofort zwangsverpflichtet, die Propaganda an den Zaun mit anzubringen, worauf weitere Kumpels wie auf Signal den Block erstürmen. Sie begrüßen sich übertrieben, so als hätten sie sich lange nicht gesehen. „Ey, bist älter geworden – zwei Wochen!“ Die Mannschaften laufen aufs Feld, es gibt keine herzliche Begrüßung seitens der Zuschauer. Und bloß keinen Vorschuss an stimmungsvoller Unterstützung. Das Spiel, es läuft nicht gut. Auf der Tribüne murrt ein Dutzend Waldorf-und-Statler-Imitatoren vor sich hin. Bier-holen ist angesagt. So viel wie man tragen kann, also mindestens drei Becher. Wer mit einem Ego-Bier zurückkommt, oder sich ohnehin nur durchschnorrt, kann gerne demnächst bei der nervenden Jugend stehen. Das Spiel, ach, all die Spiele. Warum hat das Schicksal uns nicht als Jazz-spielende Global Player vorgesehen? Erstmal was trinken. Immer noch 0:0. Aber auch kein Gegentor für unsere Tapferen. Wer zu gut spielt, spielt ohnehin nicht mehr lange bei uns. Welch blöde Gesetzmäßigkeit. Und wer aus einer höheren Liga einen halbwegs großen Namen mitbrachte, trainiert auf seine letzten Jahre in unserer 0:0-Liga noch ein bisschen ab. Immerhin steigt die Stimmung in unserer Stammtischarena. Es wird viel gelacht, auch ohne Torvorsprung. Doch ein Kumpel muss ermahnt werden: „Ey, du hast nur ein Bier für dich mitgebracht! Das machst du gleich wieder gut, ja? Nimm den Jugendlichen mal die Trommel und das Megafon weg – dann ist es wieder schön hier!“

Immer diese Untertöne

19. August 2024

Am 21. Dezember soll es im Rahmen des Kantinenlesens ein Wiedersehen mit der Chaussee der Enthusiasten geben, der Bühne, die sich ungefähr 2016 auflöste. Ich habe bei der Wiedersehen-Show zwei- oder dreimal mitgemacht, sie war immer super besucht und überwiegend flott; aber für die Zukunft habe ich signalisiert, dass ich mit meinen Ex-Poeten lieber in die Kneipe oder auf ein Konzert gehe. Bohni meinte, Robert und er würden am 28. November ins SO 36 zu den Undertones rocken. Na bitte, da komme ich gerne mit. Hier ist meine Kolumne für die morgige junge Welt:

Das große Aussieben

Der Berliner Landespokalwettbewerb startete Mitte August. Ein Teil der 180 Mannschaften absolvierte 52 Qualifikationsspiele; für die 1. Runde, welche in der letzten Woche mit immerhin 64 Spielen stattfand. Noch trafen keine Vereine mit großen Namen vor einer vierstelligen Zuschaueranzahl aufeinander. Irgendwelche Fans mit Megafonen oder Trommeln wurden nicht gesichtet. Fußball pur. Am Mittwoch gewann der Vorjahresgewinner Viktoria 89 beim Friedrichshagener SV mit 6:0, denn schon am Sonntag musste man wieder ran. In der 1. Runde gab es viele Kantersiege, darunter sieben Zweistellige. Den höchsten Sieg verzeichnete der siebenmalige Landespokalgewinner und Regionalligist BFC Dynamo mit 22:0 gegen den Kreisligisten FC Karame 78. Den Moabitern war diese Begegnung als Heimspiel zugelost worden, doch aus organisatorischen Gründen gaben sie das Heimrecht ab. Im Hohenschönhausener Sportforum hielten einige der 300 Zuschauer den jeweils aktuellen Spielstand per Foto fest, doch kurz vor dem Endresultat soll der Mann mit den Zifferntafeln die Arbeit eingestellt haben. Gelobt wurde von den BFC-Fans mehrfach das Auftreten der Spieler vom FC Karame, welche das Desaster sportlich und fair nahmen. Eine Begegnung auf Augenhöhe gab es zwischen Lichtenberg 47 und Hertha 03 Zehlendorf. Diese Vereine waren vor wenigen Wochen noch Rivalen im Kampf um den Aufstieg von der 5. in die 4. Liga. Zehlendorf hatte letzten Endes die Nase vorne und stieg in die Regionalliga Nordost auf. Nun gewann Lichtenberg das Duell vor 700 Zuschauern mit 1:0 und kegelte somit den ersten Berliner Regionalligisten raus. Ein weiterer Viertklässler, die VSG Altglienicke, gewann bei Wacker Lankwitz mit 12:0. In diesem Wundertütenwettbewerb scheint bei vielen Vereinen aus den Kreis- oder Bezirksligen für das Weiterkommen oder Scheitern wichtig zu sein, wie viele Spieler noch an der Ostsee oder dem Mittelmeer alle fünfe gerade sein lassen. Der Landespokalgewinner der letzten Saison, der FC Viktoria 89, hatte sich jedenfalls für die 1. Runde um den DFB-Pokal qualifiziert, in der er am Sonntag auf den Erstligisten FC Augsburg traf. Vor 5.500 Zuschauern ging Viktoria in der 4. Spielminute überraschend in Führung, unterlag aber deutlich mit 1:4. Dieses Spiel sollte das letzte im altehrwürdigen großen Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sein. Das Stadion in Prenzlauer Berg müsse abgerissen werden, ein Neues wäre fällig. Das wurde schon x-mal beschlossen und wieder verworfen. Plötzlich heißt es, nun aber wirklich! Dabei haben die Entscheidungsträger das Geld für den Abriss und den Neubau schon längst versoffen.

Zugabe.

Rot Weisse Grüße aus Lohburg

17. August 2024

Sendet mir mein Webside-Coach Kaiser, indem er hier ungefragt ein Foto reinstellt. „Deine Seite wurde gehakt!“, sagt er am Telefon. Nun gut. Immerhin was Neues. Wobei ich aber auch schon verraten kann, dass ich etwas an der Kolumne für den kommenden Dienstag herumwerkele, in der es um das 64er-Finale vom Berliner Landespokal gehen soll. Der BFC Dynamo gewann soeben sein Spiel gegen FC Karame 78 sage und schreibe 22:0! Ich hatte darauf keinen Bock. Mal sehen, ob ich morgen zu Berolina Mitte gegen Tennis Borussia gehe. 16 Uhr, Nähe Torstraße.

OKB heißt jetzt Alex

3. August 2024

Am morgigen Sonntag bin ich ab 16 Uhr bei Max van der Oos in dessen Alex-Radio-Sendung Auslesen zu Gast. So wie vor zehn Jahren, als ich ihn in der Weddinger Voltastraße besuchte, um für Knuts Opa Werbung zu machen. Morgen soll es in der Friedrichshainer Rudolfstraße eine Stunde um meinen Berlin Nordost Blues gehen. Wird sicherlich anstrengend.