Schon heute wissen, was morgen in der jungen Welt steht. Meine Unterklassen-Kolumne zum Relegations-Remmidemmi.
In der Regionalliga Nordost findet sich eine rekordverdächtige Ansammlung an Traditionsvereinen, die einst Landesmeister oder Pokalsieger wurden; mitunter auch beides, womit sie sich für einige Europapokalteilnahmen qualifizierten. Ein derart namhaftes Teilnehmerfeld einer 4. Liga findet sich sonst nirgends auf der Welt. Doch so attraktiv diese Liga mit den Traditionsduellen und Derbys ist, so sehr stecken die großen Vereine aus Thüringen, Sachsen und Berlin auch in ihr fest. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, muss der Nordost-Meister meistens noch in die Relegationsrunde gegen den Tabellenführer der Nord- bzw. Bayern-Staffel. Die Meister des Westens und des Südwestens steigen immer direkt auf, laut eines „mit breiter Mehrheit getroffenen Beschlusses des DFB-Bundestages.“ Dass eine baldige Aufstiegsreform in Kraft tritt, dafür engagieren sich alle Vereine der Regionalliga Nordost, bis auf Viktoria 89. Mitte Mai dürfte es zu den Relegationsspielen zwischen dem TSV Havelse und dem 1. FC Lok Leipzig kommen. Havelse ist ein Ortsteil von Garbsen, gelegen bei Hannover. Anfang der Neunziger rangierte der TSV kurzzeitig in der 2. Bundesliga. Dort will man wieder hin. Derzeit besuchen durchschnittlich 700 Menschen die Spiele im Wilhelm-Langrehr-Stadion in Havelse. Das Areal mit den 3.500 Plätzen liegt an der Hannoverschen Straße, und zwar so dicht wie einst Herthas „Plumpe“ an der Behmstraße im Wedding. Gegen Lok Leipzig will der TSV in der Heinz-von-Heiden-Arena in Hannover spielen, also im Niedersachsenstadion. Im Aufstiegsfall natürlich auch. Das ist nicht lustig. Der TSV verabschiedete sich schon im August aus dem Landespokalwettbewerb, im Viertelfinale beim Ligakonkurrenten TuS Blau-Weiss Lohne. Die Regionalliga Nord führt man nun mit 15 Punkten Vorsprung an. Vorgestern wurde der FC Teutonia 05 mit 2:0 besiegt und der Staffelsieg erreicht. Lok Leipzig ist ausreichend gewarnt, spätestens seit der Saison 2019/20, wo man gegen den SC Verl in der Relegation scheiterte; nach einem 2:2 im Heim- und einem 1:1 im Auswärtsspiel. In der Nordost-Staffel überzeugte Lok letzten Sonnabend beim 4:0 gegen den BFC Dynamo. 5.800 Zuschauern besuchten das alt-ehrwürdige Bruno-Plache-Stadion, welches immerhin noch für 10.000 zugelassen ist. Mit zehn Punkten Vorsprung führt Lok die Tabelle an, vor dem Halleschen FC, der Babelsberg mit 2:0 bezwang. Am morgigen Mittwoch kommt für Leipzig die Mehrbelastung im Landespokal dazu, im Halbfinale beim FC Grimma. Das Hinspiel der Relegation wird im Nordosten ausgetragen, während der Vertreter aus den alten Bundesländern die letzte Chance per Heimrecht bekommt. Das wurde ausgelost, heißt es. Witz, komm raus, du bist umzingelt.
P.S.: Am 15. Mai bin ich bei den Brauseboys im Haus der Sinne zu Gast.