Zeckt noch

3. Februar 2025

Wenn man mit dem junge-Welt-Chefredakteur um die Häuser zieht, lässt man sich nach dem soundsovielten Bier darauf ein, einen kleinen Artikel über einen Freitagabend in Berlin zu schreiben. Ist doch prima. Wenn auch mit einigen Lücken in der Presse: Einige Mitstreiter der Band werden nicht erwähnt, die Parocktikum-Session-LP auch nicht, und die Neuformierung vor einigen Jahren sowieso nicht. Aber immerhin das hier:

Als die alten Rockhelden der späten ´70er und frühen ´80er aus der kleinen DDR und der weiten Welt plötzlich auf diesen nervend-klaren Sound mit Electro Drums und ähnlichem umrüsteten, galt einmal mehr, englische Bands in klassischen Besetzungen zu entdecken: The Smiths, The Fall, The Wedding Present. Auch in der DDR zog der Postpunk ein. 1984 gingen die anderen an den Start, mit flotter Musik, die an The Specials erinnerte. Alsbald brachten sie ihr Werk „Berlin Radio“ unter das Volk, gefolgt von „Global Minded“ – jeweils als Kassette. Darauf fanden sich frische Songs, die in die Beine gingen, mit deutsch-englischen Texten, dazu ein fesches Saxofon. Der umtriebige Frontmann „Toster“ schob im Laufe der Jahre einige Projekte mit an, ohne letzten Endes darin mit seiner Band aufzutauchen; ob beim Kino-Film „flüstern und schreien“ (1988) oder auf dem Schallplatten-Sampler „Kleeblatt Nr. 23 die anderen bands“. Dort tauchten Bands auf, die als die jungen Wilden wahrgenommen wurden, als Teil der neuen Gruppierung die anderen Bands. Dass von den eher unfreiwilligen Namensgebern um Olaf Tost, Anja Schiebold und Stefan Schüler letztlich nur der Song „Gelbe Worte“ auf dem Parocktikum-Sampler verewigt wurde, lag an der Konsequenz, sich vom Label Amiga nicht in die Texte reinreden zu lassen. Im Dezember 1989 löste sich die Band so unvermittelt wie lautlos auf. Für den gestählten Konzertgänger waren die anderen oft zu erleben gewesen. Ob im Haus der jungen Talente, unten im Keller, wo man sich dichtgedrängt unter dem wissenden Völkchen wähnen durfte, oder auch im Palast der Republik, wo es einmal jährlich die Veranstaltung Jugend im Palast gab. Letzteren Auftritt sollen einige Fans der Band etwas übelgenommen haben. Na und? So mancher Konzertgänger dürfte diese Veranstaltungen dort als kleine Palastrevolten in Erinnerung behalten haben. Die Ordnerinnen und Ordner hatten permanent damit zu tun, die schrägen Jugendlichen an die Hausordnung zu erinnern, nicht nur als einige Fans beim Auftritt von Tina has never had a teddybear die Bühne stürmten. Ist doch immer gut, wenn die Jugend in einem der Politpaläste derartigen Terz veranstaltet. Jedenfalls kam es am letzten Freitagabend im Roadrunners Paradies in Prenzlauer Berg zu einer Art Klassentreffen von Musikern, Radio-Moderatoren und Fans. Der feierliche Anlass war kein geringerer als die Veröffentlichungen der Werke „Berlin Radio“ und „Global Minded“ als Vinylschnitten, vertrieben über Buschfunk. Demnach erschien das Debüt mit den Dauerbrennern „Berlin“ oder „Pauls Hochzeit“ mit fast 40jähriger Verspätung. Im wunderbaren Beiheft kommen unterschiedliche Mitstreiter zu Wort. Die Musik zeckt immer noch an. Wehmut ist fehl am Platz. Und auch wenn sich Olaf und Anja am letzten Freitagabend nicht im ausverkauften Hause sehen ließen, so soll der Ex-Trommler Jens „Jaye“ Müller extra von den Philippinen angereist sein. Es war eine würdige Veröffentlichungsfeier, bei der die alten Weggefährten von Tausend Tonnen Obst, Key Pankonin & Band und Rosa Beton fröhlich-derb aufspielten.

1980 war nicht alles gut

28. Januar 2025

Es ist schon einige Monate her, dass mich von einem gewissen Chriz die Anfrage für einen Beitrag erreichte. In seinem Fußballfanzine sollte es schwerpunktmäßig um ein besonderes Spiel der Saison 2023/24 gehen. Ein vereins- und ligenübergreifender Rückblick also. Neulich kam die Mail, dass Heft sei fertig. Ich wusste schon gar nicht mehr, was ich dazu beigetragen hatte. Doch siehe da, mit „Zwischen den Bundesligastadien und den Friedhöfen“ hatte ich einen Text geschrieben, in dem es um die tolle Kreisliga geht. Ähnliche Randthemen kommen von einigen üblichen und unüblichen Schreibern. Altona-Jan schreibt über Frauen-Fußball in Estland. Das Heft heißt „United“, ist layout-mäßig in den ´90ern hängengeblieben und hat ein schönes Rundum-Cover, ne Zeichung vom Rudolf-Kalweit-Stadion, also von Arminia Hannover. Jedem Exemplar liegt eine liebevoll gestaltete Eintrittskarte eines einstigen Spiels der Arminen bei. Kann man bestimmt für wenig Geld über chrizat42zines.de beziehen. Für das zweite Rückrundenheimspiel des BFC Dynamo, am 14. Februar gegen FSV Luckenwalde, rechne ich mit dem Verkaufsstart des Fanzines „Der Pionier“ Nummer 2. Von mir gibt es darin einen Rückblick zu den EC-Spielen gegen Nottingham Forest, damals 1980. Kontakt: redaktionatbandainvicta.de

Tipp für heute: Zuhause bleiben. Nicht zum Testkick zwischen SV Empor Berlin und BFC Dynamo gehen.

Endlich 60 Jahre und vier Tage

21. Januar 2025

Meine Geburtstagfeier am Freitag dem 17. war ziemlich super. So einige Gäste aus dem Kreis der Familie und der Fußball- und Skin-Senioren ließen sich im Freudenhaus sehen. Eine gute Mischung, behaupte ich. Alle Weggefährten einzuladen, davor hatte ich Bammel, und das Freudenhaus ist mit 30 bis 40 Leuten auch gut gefüllt. Gruß und Dank an die musikalischen Gäste Jan von Im Ich, Frank und Martini von Turbolover, dem singenden Bar-Mann Falko, sowie dem spontan auftretenden Ahne und dem Überraschungsgast Sedlmeir. Und natürlich an alle, die da waren. Es war schnieke. Ich habe zumindest nichts gegenteiliges gehört. Zu Essen gab es jede Menge, mein lieber Scholli. Grandios, wie die Menschen mitmachen, wenn man sich einen Beitrag für´s Buffet wünscht. Gegen 3 Uhr musste ich den letzten Gästen ne Packung Wiener, Knabberzeug und ähnliches aufdrücken. Ansonsten wollte ich nichts geschenkt bekommen, bitte. Ich bin in einem Alter, in dem ich nicht mehr so verbissen sammele, sondern gern was weitergebe. Hat nicht geklappt, die Leute kamen auch mit Geschenken. Zum Glück hatte ich eine Ikea-Tasche bei, so eine große Blaue, die man erstmal aufhebt, ohne zu wissen, wofür. Darin waren während der Rücktour zehn Flaschen mit Whiskey, Sekt, Wein und exotischem Bier aus Fürstenwalde, sowie Schallplatten, Kassetten, Bücher. Bin mit Taxi nach Hause, aber die hundert Meter bis zur Haustür, und dann die vier Stockwerke hoch, die merkte ich am 18. Januar etwas im Rücken. Ziep, ziep. Am 19. war das Dilemma vergessen, beziehungsweise überschattet vom Schüttelhusten ohne Auswurf. Also ab zum Doc. Für drei Tage krankschreiben lassen. Nein, nicht ne ganze Woche. Die Kolleginnen sind nett, die Arbeit ist geil. Habe übrigens so einige Konzertkarten geschenkt bekommen. Werde im aktuellen Lebensjahr mindestens viermal weggehen. Nur mal so, weil mich schon vor zwei, drei Jahren eine Madame fragte, wie das so ist, wenn man so alt ist. Tja, immer dasselbe machen, ab und zu Gymnastik, mit angemessenen Pausen. Es war eine flotte Party. Der Bar-Mann und mein Neffe sind auch erkrankt, und die Oranienburger haben mehrere  Sachen vergessen. Meine Erkältung klingt übrigens ab, ich kann im Gegensatz zu gestern wieder solche textlichen Meilensteine schreiben.

Tipp für demnächst: Partys im Freudenhaus veranstalten.

Als es noch feste Winterschuhe gab

7. Januar 2025

Meine jW-Unterklassen-Kolumne von heute:

Vor Jahrzehnten, zum Beginn meiner Fan-Laufbahn, konnte ich eine Winterpause der Fußballliga kaum aushalten, diese schier endlose Zwischen-den-Jahren-Tristesse. Und mochte Anfang Januar der schulische Stress mit der Russisch-Chemie-Physik-Pein weitergehen …

Übernachtungstipp …

29. Dezember 2024

… for the night from 31.12. to 1.1.: Hoolywood, Schönhauser Allee 44, Börlin. Der Laden macht dort dicht, und der eine oder andere von uns wird es während dieser Abrissparty auch sein. Warum nicht mal alle fünf Jahre Silvester feiern? Ahne, Chic (angefragt), ick und einige Ü-DJs legen Vinyl auf.

22 1/3 Jahre Schmachwanderunk

16. Dezember 2024

Vor vielen Monaten fragte mich Oi! The Max, ob Ahne und ich was zur Schmachwanderunk-Tribute-LP beitragen wollen? Na, da fühlte sich unsereiner doch geehrt. Aber auch qualifiziert? So viel hatte zumindest ich mit dieser Lausitzer Punkband auch nicht zu tun. Einmal live gesehen, na gut, natürlich in Schmachtenhagen, als man in Berlin noch mit sauberer Maske und aktuellem Test unterwegs zu sein hatte, während im Umland schon wieder der Oberkörper-frei-Pogo zelebriert wurde. Herangetraut haben wir uns schließlich an die Endlosschunkelnummer „Borsig“, wobei unser Gesang von Ahnes Tochter Julika per Ukulele zusammengehalten wurde. Mein Part, naja. Zwischenzeitlich war es still um den Produktionsprozess. Ich war nicht traurig. Doch Mitte November gab es in Senftenberg die große Sause zur LP-Veröffentlichung, wohl sogar als Überraschung für die Band. Hat gefetzt, mit 40 Oranienburgern & Berlinern per Bus nach Senfte hin und zurück zu tuckeln. Konsum hieß der Laden. Drinnen gespielt haben auch Burley Bastards, Fummelbrigade 81 und Jacke wie Hose. Wir haben alle mutigen Musiker prinzipiell gefeiert. Gab auch dauernd Schnaps. Nur die Bockwurst machte mich irre, ich hatte sogar vergessen, mir ein Beleg-Ex zu krallen. Nun ist diese Vinylschnitte in 300er Auflage über Oi! The Bauchladen zu beziehen. Tribute to Schmachwanderunk – Brathuhnpunk vom Dorf. Schönes Ding, die Platte, der eine rekordverdächtige Anzahl an Gimmicks beiliegen. Musikalisch mit dabei sind noch Lord James, Boigrub and many more; allerdings keene weiteren Poeten, höhö.

Der Prenzlauer Berg …

10. Dezember 2024

… bleibt Dynamoland. Ob auf der Schönhauser oder an der Greifswalder. 🙂

Tipp: 14.12., 20 Uhr, SAFI im Maschinenhaus.

Ich hasse Fan-Märsche

12. November 2024

Wenn man den folgenden Link anklickt, sieht man ein Foto, welches ich vom Vatikan aus geknipst habe. Die Kolumne von heute, die gibt es hier:

Der Stadtstaat Vatikan umfasst eine Fläche von 0,49 km². Hier könnten wir so einiges in einem Rutsch erledigen, dachten sich mein Sohn und ich, und visierten die Dauerausstellung im Musei Vaticani an, um danach ein Fußballturnier der vatikanischen Truppen zu besuchen. Der amtierende Meister, die Mannschaft des Kinderkrankenhauses, sollte am Spaß-Cup teilnehmen, sowie die Teams der Gendarmerie, des Radios, der Fensterputzer, der Chauffeure, der Museumswächter und der Post. Doch auch hier hieß es: keine Leute, keine Leute! Agieren würde man auf einem Kleinfeld, mit je vier Feldspielern und einem Torhüter; gleich in der Nähe, vor den Toren des Märchenlandes. Es werden 500 Menschen gewesen sein, die vor den Mauern des Papst-Gehöftes anstanden, um für den Preis einer Tageskarte, der dem einer Jahreskarte für die Staatlichen Museen zu Berlin gleichkam, einige Dutzend großer Räume durch zu latschen, oder anders gesagt, über sieben Kilometer! Da lohnte sich die Investition in einen Audioguide. Gleich nach dem Start am Museo Egizio, offenbarte sich die erste Chance, die Tour um drei Räumlichkeit zu verkürzen. Aber noch waren wir fit, und drängten mit den Leuten von einer Halle zur anderen, gaben uns Kunst-beflissen und fotografieren alles, was sich nicht bewegte. Eierbecher der Eritreer, sehr interessant. Doch wie stand es im Spiel zwischen den Köchen und Kurieren? Es wird nach einem Drittel der Tour gewesen sein, als ich an einem offenen Fenster stehend Luft holte und einen kleinen, wenn auch Menschenleeren, Kunstrasenplatz sah. Ich genoss den Blick auf das eng umzäunte Areal auf dem Hof und die Aussicht in die Ferne, hinweg über die Dächer Roms. Den Platz des skurrilen Turniers in der Nähe, konnte ich nicht erspähen. Doch plötzlich bedrängten mich einige Touristen, um das Kolosseum am Horizont zu knipsen. Das internationale Heiden-Volk wurde hooliger. An der Galerie di San Pio V verpassten wir die nächste Gelegenheit, die Tour zu verkürzen. Ach Mensch, all die Teppiche, Skulpturen und Gemälde, und der Schmuck aus dem Mittelmeerraum, sowas kannten wir schon aus Berlin. Viele gestresste Teilnehmer des klerikalen Fan-Marsches kuckten beim Knipsen kaum noch durch die Linse. Immerhin, die Anzahl der noch zu durch schreitenden Hallen sank, leider aber auch die der Spiele des Turniers außerhalb der mächtigen Mauern. Wer würde ins Halbfinale einziehen? Als Dynamo-Fan favorisierte ich das Team der Gendarmerie. Die Zeit lief, wir kamen aus der stockenden Einbahnstraßentour nicht raus. Unser Finale stieg in der Sixtinischen Kapelle, der berühmten Halle mit dem Ding an der Decke, wo Gott und Adam einander mit den Fingern berühren. Plötzlich forderte mich ein Uniformträger eindringlich, das Fotografieren zu unterlassen, worauf mein Sohn ihm geistesgegenwärtig mit dem Zeigen seines Agnostic-Front-Nickis erschreckte.