Wenn man mit dem junge-Welt-Chefredakteur um die Häuser zieht, lässt man sich nach dem soundsovielten Bier darauf ein, einen kleinen Artikel über einen Freitagabend in Berlin zu schreiben. Ist doch prima. Wenn auch mit einigen Lücken in der Presse: Einige Mitstreiter der Band werden nicht erwähnt, die Parocktikum-Session-LP auch nicht, und die Neuformierung vor einigen Jahren sowieso nicht. Aber immerhin das hier:
Als die alten Rockhelden der späten ´70er und frühen ´80er aus der kleinen DDR und der weiten Welt plötzlich auf diesen nervend-klaren Sound mit Electro Drums und ähnlichem umrüsteten, galt einmal mehr, englische Bands in klassischen Besetzungen zu entdecken: The Smiths, The Fall, The Wedding Present. Auch in der DDR zog der Postpunk ein. 1984 gingen die anderen an den Start, mit flotter Musik, die an The Specials erinnerte. Alsbald brachten sie ihr Werk „Berlin Radio“ unter das Volk, gefolgt von „Global Minded“ – jeweils als Kassette. Darauf fanden sich frische Songs, die in die Beine gingen, mit deutsch-englischen Texten, dazu ein fesches Saxofon. Der umtriebige Frontmann „Toster“ schob im Laufe der Jahre einige Projekte mit an, ohne letzten Endes darin mit seiner Band aufzutauchen; ob beim Kino-Film „flüstern und schreien“ (1988) oder auf dem Schallplatten-Sampler „Kleeblatt Nr. 23 die anderen bands“. Dort tauchten Bands auf, die als die jungen Wilden wahrgenommen wurden, als Teil der neuen Gruppierung die anderen Bands. Dass von den eher unfreiwilligen Namensgebern um Olaf Tost, Anja Schiebold und Stefan Schüler letztlich nur der Song „Gelbe Worte“ auf dem Parocktikum-Sampler verewigt wurde, lag an der Konsequenz, sich vom Label Amiga nicht in die Texte reinreden zu lassen. Im Dezember 1989 löste sich die Band so unvermittelt wie lautlos auf. Für den gestählten Konzertgänger waren die anderen oft zu erleben gewesen. Ob im Haus der jungen Talente, unten im Keller, wo man sich dichtgedrängt unter dem wissenden Völkchen wähnen durfte, oder auch im Palast der Republik, wo es einmal jährlich die Veranstaltung Jugend im Palast gab. Letzteren Auftritt sollen einige Fans der Band etwas übelgenommen haben. Na und? So mancher Konzertgänger dürfte diese Veranstaltungen dort als kleine Palastrevolten in Erinnerung behalten haben. Die Ordnerinnen und Ordner hatten permanent damit zu tun, die schrägen Jugendlichen an die Hausordnung zu erinnern, nicht nur als einige Fans beim Auftritt von Tina has never had a teddybear die Bühne stürmten. Ist doch immer gut, wenn die Jugend in einem der Politpaläste derartigen Terz veranstaltet. Jedenfalls kam es am letzten Freitagabend im Roadrunners Paradies in Prenzlauer Berg zu einer Art Klassentreffen von Musikern, Radio-Moderatoren und Fans. Der feierliche Anlass war kein geringerer als die Veröffentlichungen der Werke „Berlin Radio“ und „Global Minded“ als Vinylschnitten, vertrieben über Buschfunk. Demnach erschien das Debüt mit den Dauerbrennern „Berlin“ oder „Pauls Hochzeit“ mit fast 40jähriger Verspätung. Im wunderbaren Beiheft kommen unterschiedliche Mitstreiter zu Wort. Die Musik zeckt immer noch an. Wehmut ist fehl am Platz. Und auch wenn sich Olaf und Anja am letzten Freitagabend nicht im ausverkauften Hause sehen ließen, so soll der Ex-Trommler Jens „Jaye“ Müller extra von den Philippinen angereist sein. Es war eine würdige Veröffentlichungsfeier, bei der die alten Weggefährten von Tausend Tonnen Obst, Key Pankonin & Band und Rosa Beton fröhlich-derb aufspielten.