Habe gestern kurz über ein Werbetextchen für unsere Beteiligung an der Langen Buchnacht gegrübelt und die Lösung gefunden: Einfach Kompanion Flo damit belasten, und siehe da, er kann´s. 18. Mai, ist noch ein bisschen hin. Bis dann sind vielleicht sogar meine 3.000 Zeichen für das Wappen-Buch in der Zeitung verewigt. Hier schon mal …
Wappen und Wunder
Hardy Grüne, der Mitherausgeber des Fußballquartalsmagazins „Zeitspiel“, legt ein Werk vor, in dem sich über 1100 von Thomas Senftleben und Andreas Ziemer gezeichnete Fußballvereinswappen finden. Es galt, historische Vorlagen auszugraben und zu restaurieren; von jahrzehntelanger Vorarbeit ist die Rede. Zu den 128 Vereinen aus aller Welt, davon etwa die Hälfte aus Deutschland, finden sich zumeist Doppelseitenbeiträge. Hardy Grüne beschreibt, was die jeweiligen Vereinsoberen bewogen haben wird, ein vor über 100 Jahren geschaffenes Wappen immer wieder zu ändern. Es gab viele verschnörkelte Zeichen, bei denen sich so manch Kreativer frei entfaltete. Oft mussten sich im neuen Wappen auch Hinweise auf die Beteiligten der Fusionen wiederfinden. Später wurden filigrane Details wegrationalisiert. Man versachlichte nicht nur die Wappen vom FC Bayern oder Borussia Dortmund, damit sie weltweit als Marke wiedererkannt werden. Auch wenn es scheint, als seien einige Wappen schon vor Ewigkeiten in Stein gemeißelt worden, so besaßen viele Vereine über die Jahrzehnte zehn verschiedene Symbole. Beim MSV Duisburg oder Hannover 96 waren es sogar 16. Trotzdem ließ man während manchem Spieljahr auf dem Trikot das Emblem einfach weg, ohne den Volkszorn auf sich zu ziehen. Wurden vor wenigen Jahrzehnten kleine Veränderungen noch beiläufig auf höherer Vereinsebene durch gewunken und kaum bemerkt, lösen heutzutage derartige Manöver eine Fan-Revolte aus; wie beim VfB Stuttgart, wo das Gründungsjahr 1893 vorübergehend durch den Städtenamen ersetzt worden war. Dieser Schritt wurde per Mitgliedervotum rückgängig gemacht. In Wolfsburg wünschen sich viele Fans die Rückkehr der Zinnen auf dem geschwungenen W zurück. Bei Hertha BSC fand sich über Jahre die Dopplung des Städtenamens im Wappen und um 1974 erinnerte der Schriftzug der alten Dame eher an eine Diskokugel. Zu einer wahren Blütezeit für Wappenänderungen kam es im Osten Deutschlands um 1990. Auch Rechtsstreitigkeiten zwangen zu kreativen Ausbrüchen. Dass aber nicht immer ein gelernter Grafiker am Werk war, erkennt man an manchem Emblem, dass, so bunt in bunt und filigran es sein mag, aus der Ferne nur wie ein dunkler Fleck wirkt. Hardy Grüne meint, das Erscheinungsbild des Emblems sei für so manchen Fan mitentscheidend, mit welchem Verein er stärker sympathisiere. Man kann sich einen Spaß machen, indem man einen Großteil der jeweiligen Doppelseite abdeckt und nur ein Wappen zeigt, um erraten zu lassen, um welchen Verein es sich handelt. So firmierte Chemie Leipzig für ein knappes Jahrzehnt als SC Lokomotive und hatte im Gegensatz zum 1. FC Lok Leipzig auch mal eine Lok im Wappen. Die Prager Rivalen Slavia und Sparta wiederum führten jeweils achtmal einen markanten roten Stern mit sich. Ähnlich sah es bei Roter Stern und Partizan Belgrad aus. Auch die vermeintlich traditionsbewussten Engländer lieferten viele Kuriositäten ab. Dieses Werk macht nicht nur amtliche Heraldiker neugierig auf einen Nachfolger.
„FUSSBALLWAPPEN“, Hardy Grüne, Verlag die Werkstatt, 224 Seiten, Hardcover, 24,90 €.