Aber schön war es doch

27. November 2019

Da das Kapital ein so kleiner Laden ist, haben wir uns die Werbung gespart, Samba-Marco und ich, und saßen nahezu alleine dort. Aber was soll´s? Trinken wir zwei Bier an der Theke und machen uns vom Acker. Bloß nicht vor zwei Leuten lesen. Marco weiß ja immer so viel Ultra-Scheiße zu berichten. Kaum habe ich eine Frage in fünf Sekunden geäußert, hält er mir einen zwanzigminütigen Vortrag. Als ich mein zweites Bier aus und die Jacke schon an hatte, kam er mit zwei anderen Leuten ins Gespräch. Klar, wir würden noch lesen! Schöne Hippiescheiße, dachte ich, ließ ihn aber nicht hängen, und irgendwie kamen ja noch Leute dazu, die auch zur Lesung wollten, sich aber nur um Stunden verspätet hatten. Neukölln … Und da es so familiär war, wurde zwischen unseren Texten gleich über selbige gesprochen; wobei die doppelte Herausforderung auch darin bestand, dass einigen jungen Briten unsere ganze Thematik ziemlich neu war. Nun ja. Am kommenden Sonnabend dürfte es in der Alten Kantine rechtzeitig voll werden, es gibt auch kein Palaver über die Texte. Gut so. 20 Uhr geht´s los. 20 Jahre Chaussee der Enthusiasten – die Untoten brauchen Geld.

Lesetipps: Shelagh Delaneys gesammelte Werke, also einige Erzählungen und zwei Theaterstücke: A Taste of Honey. Englische Arbeiterklasseliteratur der ´50er, ´60er auf deutsch. Auch sehr schön, Christof Meueler mit Das ZickZack-Prinzip. Flotte Schreibe mit vielen Auskünften von etwa 60 Zeitzeugen zum Zeitungs- Film- und Plattenproduzenten Alfred Hilsberg. Ein Leben für den Underground, beginnend in Wolfsburg, Helmstedt und ähnlichen niedersächsischen Grauzonen der frühen ´60er, also irgendwie schon DDR.