Mensch!

31. März 2024

Bin Gründonnerstag im Haus der Sinne am Start gewesen, als Gast bei den Brauseboys. Die nette Show war okay besucht, besser als in der Woche davor immerhin. Habe neue Texte von vor 20 Jahren gelesen, die ich zehn Jahre nicht mehr vorgetragen habe: „Kaffeeklatsch im Stasi-Reservat“ und eine über den Nachbarbezirk. Diese Lokalität in der Ystaderstraße gefällt mir, nicht nur weil sie in meinem Kindheitskiez liegt, ganz idyllisch im Bullenwinkel an der S-Bahnstrecke. Bin nach der Show mit dem Kumpelautor Thilo Bock erst im Empor gelandet, dann in der Kneipe neben dem Doors; aber ins Baiz haben sie uns nicht mehr gelassen, diese Pfeifen. Sogar ins Empor wollte uns der Chef anfangs nicht hinein lassen, kam zur Tür raus als ich mein Rad anschloss. „Nee, heut nich mehr! Ach, du bist dit, kommt rin!“ Ich bin Cantian-Ecke-Milastraße bekannt. Einigermaßen. Doch wer war dieser nach Kumpelautor aussehende Fremde, den ich da mit anschleppte; vor allem, für welchen Verein?! Thilo gab zur Auskunft, er sei gebürtiger Westberliner. Falsche Antwort. Abwartende Stille. Na gut, er sei für Hertha BSC. Prima. Alles vertreten im Empor: Union, BFC, Saloniki, Leverkusen – jetzt auch Hertha. Von Thilo gibt es demnächst also ein Buch über die Alte Dame. Ha-ho-he – Thilo is okay! Und der Wirt auch. Er meinte, an dem Tag, an dem Bayer 04 Meister wird, gibt er für jeden Gast drei Freigetränke aus. Das müsse schon sein. „Na hör ma!“ Am Kar-Freitag besuchte ich Ahnes tolle Solo-Show im schönen Zebrano-Theater. Zweimal drei Stunden neue Texte, Lieder und Showeffekte. Welch Tausendsassa er doch ist, dieser Freund und Vortragskünstler! Es war ziemlich stickig im krass besuchten Laden, vor mir saß ein gewagt Gekleideter mit strengem Geruch. Aber was erwarte ich Gästelistenschnorrer? Das kleine Zebrano sieht sich jedenfalls permanenten Existenzsorgen ausgesetzt. Staatlich bezuschusst werden nur die großen Häuser. In kleinen Lokalitäten sollen gefälligst ausschließlich Südeuropäer und Asiaten ihre Restaurants aufmachen. Kleine Kulturorte und Stadtteile haben kaum eine Chance. Kreuzberg zum Beispiel, soll verschenkt werden. Stralau wird sofort versenkt. Nach der Show habe ich mir von Ahne noch dessen CD schenken lassen, die er gemeinsam mit Mareike Hube und Sedlmeir rausbrachte. „Rache – ein Kriminal-Musical“, kurz vor Corona erschienen. In der Lokalität danach hat Ahne auch alles bezahlt, für Mandana, Micha und mich, und den anderen Gästen, die nicht wussten, wo sie sonst hingehen sollten. Mensch! Ich muss Ahne mal zum Asiaten einladen. Nun ja. Heute Nacht wurden übrigens alle Uhren eine Stunde vorgestellt. Ich komme gut damit klar, sehr gut. Habe spontan meine Kolumne geschrieben, obwohl ich bis zum morgigen Montag 10 Uhr gar keine abgeben muss. Gabriele Damtew ist dran. Ich bin eine Woche früher fertig mit der Auftragsarbeit über das Fußballspiel, welches ich kommenden Freitag besuchen werde, über das ich aber nicht berichten will. Berliner FC Dynamo gegen Hertha BSC II. Das ist Kunst. Die Zeitumstellung kann mir nichts anhaben, weil ich gestern nüchtern ins Bett gegangen bin. Das spannendste am heutigen Ostersonntag ist übrigens, ob der Verlag mir die lektorierte Datei übermittelt. Ich kucke aber nicht alle 20 Minuten ins Postfach, ich fahre nachher lieber zum familiären Kaffeeklatsch, in eine Gartenkolonie, die man bald wegrationalisiert haben wird. Wenn meine für den Mai geplante Veröffentlichung einen Sommerlochskandal abwirft, absolviere ich im Haus der Sinne und im Zebrano Theater jeweils eine Solo-Lesung.