Grüße aus Kressmannsdorf

1. September 2025

Gestern bin ich mit dem Rad für´n Sucuk, ´ne Fassbrause und ´n Drittliga-Frauenderby von Prenzlauer Berg zum Kreuzberger Katzbach gefahren. War warm genug. Input gab´s jede Menge. Ich konnte in meinen 2.500 Zeichen gar nichts über die Herren-Spiele von Türkiyemspor gegen TeBe, Hertha BSC und BFC Dynamo unterbringen. Nun denn, schon heute wissen, was morgen in der jungen Welt steht, noch mit Rechtschreibfehlern. Ach, und all diese Artikelchen gibt es, da sie bei der Zeitung nach einigen Wochen nicht mehr einsehbar sind, hier unter Zeitungen.

Sonntag, 14 Uhr, erster Spieltag der drittklassigen Regionalliga Nordost. Es steigt ein Berliner Derby der Frauen: Türkiyemspor gegen Hertha BSC. Das Willy-Kressmann-Stadion im Viktoriapark wurde nach dem SPD-Mann benannt, der von 1949 bis 1962 als Bezirksbürgermeister in Kreuzberg agierte. Nach dem 2. Weltkrieg reiste er als erster deutscher Politiker auf offizielle Einladung in die USA, wo er einen weißen Stetson erwarb. Den trug er auch in Berlin, worauf man ihn Texas-Willy nannte. Und Kreuzberg hieß für einige Berliner nur Kressmannsdorf. Der Eintritt zum Spiel wurde für schmale fünf Euro gewährt, und wenn man demnächst zehn Cent Kulturbeitrag rauf schlägt, können sogar die Torlatten und Pfosten frisch angestrichen werden. Prima. Unter den etwa 250 Zuschauern gab es drei Dutzend lautstarke Hertha-Fans, die sich hinter der Gästebank eingefunden hatten. Schön, dass sie ihre Banner mit den Aufschriften „Westend Girls“ und „Donna Hertha“ zeigten. Nicht so schön, dass sie Trommel und Megafon mitgebracht hatten. Es schepperte: „Hier kommt Hertha / scheißt euch in die Hosen / die Kurve ist am Toben / gemeinsam holen wir uns den Sieg!“ Ich hatte weniger Bedenken um mein Gedärm, sondern eher um mein Gehör. Türkiyemspor trat im schicken Dunkelblau an. Hertha in Neongelb. Den Frauen steht diese Farbe der Auswärtskollektion besser als den Herren. Und sie sollten damit auch punkten. Herthas Frauen wollen in die 2. Bundesliga aufsteigen. Nunmehr mit neuem Trainer, Tobias „Kurbel“ Kurbjuweit, Sohn der FC-Carl-Zeiss-Jena-Legende Lothar, welche es unter anderem zu 66 Einsätzen in der DDR-Nationalmannschaft gebracht hatte. Die Hertha-Mädels waren am Ende der abgelaufenen Saison Zweite geworden, hinter den Lokalrivalinnen von Viktoria. Türkiyemspor landete im 12er-Feld auf Rang 9. Das Spiel verlief außerordentlich fair, die Gäste kämpften sich allerdings filigraner zum gegnerischen Tor vor. Nach einer halben Stunde begannen sie im gefühlten Zehnminutenabstand ihre Tore zu erzielen, durch Lotte Reimold (31.), Elfie Wellhausen (40.), Johanna Seifert (50.) und Amelie Blättner (76.). Die Fans skandierten: „Willst du Hertha siegen sehen / musst du zu den Frauen gehen!“ Mitunter ergaben sich nette Gespräche mit Vertretern des familiären Anhangs der Spielerinnen. Am 6. September steigt ab 15 Uhr im Amateurstadion, unweit vom Olympiastadion, Herthas Spitzenspiel gegen RB Leipzig II, deren Spielerinnen in der Vorsaison Dritte wurden. Den Auftakt gegen Carl-Zeiss Jena II haben die Messestädterinnen 2:3 verloren. Es gibt, wie bei den Männern, fünf Staffeln der Regionalliga: Nordost, Nord, Süd, West und Südwest. Bei den Frauen steigen am Ende dieser Saison aber alle Spitzenreiterinnen direkt auf.