Für meine aktuelle Unterklassen-Kolumne habe ich mir Sparta Lichtenberg vorgenommen. Doch lesen Sie selbst:
Palmsonntag im verregneten Spreeathen. Ich fuhr mit dem Rad zum Landespokal-Achtelfinalspiel zwischen Sparta Lichtenberg und dem Frohnauer SC. Der Dritte der viertfünftklassigen* Oberliga Nord empfing den Siebten der fünftsechstklassigen* Berlin-Liga. Paul Kalkbrenner traf Reinhard Mey. Give me the beat! Jeder Berliner Verein weiß mindestens einen Promi hinter sich. Ich also hin, auf halber Strecke schon ziemlich durchnässt, denn da ich mich mit Freund Martin verabredet hatte, fiel es aus, am Montag aus der Fachpresse abzuschreiben. Ach ja. Wenn das Firmament stundenlang tropft, bleibt der Mensch eigentlich zuhause, und wenn die Sonne lacht, spaziert er ziellos umher. Die Favoritenrolle kam Sparta zu, auch weil man in der Vorsaison ins Finale gelangte, wo man leider an TuS Makkabi scheiterte. Sparta wurde sogar Berliner Meister und schaffte erstmals den Sprung in eine überregionale Fußballliga. Am Vereinsheim wähnte ich mich ruck-zuck in die Welt der Ex-Fußballer involviert, von denen in Marco Bertrams Sparta-Fibel die Rede ist, derer es nur noch wenige Exemplare gibt, da der Culturcon Verlag im letzten Jahr pleiteging. Es hörte auf zu regnen und wurde immer familiärer. Zu Essen gab es Rehrücken mit Rotweinsoße, allerdings in einem fernen Viertel. An der Fischerstraße wurde das Klassenbewusstsein mit Bratwurst gefestigt. Sparta Lichtenberg, 1911 gegründet, ist ein traditioneller Verein der Arbeitersportbewegung, der über alle Jahrzehnte und Systeme fort bestand, abgesehen von der Zwangsumbenennung in Empor zwischen 1933 und ´45. Sparta schien zu DDR-Zeiten eigentlich dafür prädestiniert zu sein, mindestens in die 2. Liga lanciert zu werden. Doch es hieß: Breitensport statt Massenspektakel. Auch die Gäste vom 1946 gegründeten FSC haben wie so viele kleine Vereine eine bewegte Geschichte hinter sich, auf deren Internet-Seiten erfährt man aber nicht viel. Etwa 300 Zuschauer hatten sich rund um das gefährliche Kunstrasenareal eingefunden. Die Tore zum 3:0-Pausenstand wurden in der 6., 37. und 45. Minute erzielt. Danach traf Sparta noch mindestens dreimal das Aluminium. Die oftmals hochgeschossenen Spieler aus der Vorstadt kämpften tapfer um einen Treffer, doch viel lief bei ihnen nicht zusammen. Im Vereinsheim wäre ich mit dem berühmten Nadelsammler und anderen Kumpels gerne total versackt, doch wir sind so vernünftig geworden. Weitere Ergebnisse: BAK gegen Makkabi 0:3, Meteor gegen Viktoria 89 0:4 und Hertha Zehlendorf gegen Lichtenberg 47 1:2. Termine: Halbfinale, 1. Mai. Finale, 25. Mai.
Ein Jahr, jede Woche ein Buch!? Habe Marcos Sparta-Fibel gelesen und finde sie in Ordnung, zumal er dieses Auftragswerk nach meinem Kenntnisstand innerhalb eines Halbjahres umzusetzen wusste. Zu solchen Vereinen gibt es in der Regel ja noch keine Literatur, man muss sich durch staubige Archive wühlen und das Wesentliche herauszufiltern verstehen. Voll der Forscher, der Herr Bertram. Zu kurz geraten ist mir das Kapitel zur turbulenten Zeit zwischen ´33 und ´45. Ganz locker-flockig sind die Gespräche mit alten Spielern und Förderern. Geben wir ihm eine 2- oder eine 3+? Dieset Buch is uff jeden Fall dit allerbeste zu Sparta und unter den etwa 66 Fibeln im ersten Drittel anzusiedeln. Ahu!
Tipp: Kommenden Donnerstag bin ich bei den Brauseboys als Gastautor am Start.
* Vielen Dank dem treuen Leser Ahne S. aus B. für den konstruktiven Hinweis.