Wissenswertes aus dem Tal der Rabiaten

28. Januar 2024

Ein Jahr, jede Woche ein Buch!? 4. KW, 22. bis 28.1.. Ein Buch, dass ich nach meiner Erinnerung vor fast einem Jahrzehnt vom Meister selbst überreicht bekommen und nun endlich gelesen habe: Thorsten Dietze, „Das Einzige was bleibt“. Randale Books. Oh ha! Ich habe die Lektüre wohl ewig vor mich hergeschoben, weil ich damals einige Hool-Schinken von Trolsen hinter mir und das ewige Glatzen-Thema vorerst auch abgehakt hatte. Von Thorstens sicherlich auto-fiktionalem Skinhead-Roman erwartete ich erst mal nicht so viel, zumal er den Ball betont flach hielt und der Vorwortschreiber von Sunny Bastard Records auch so einen auf „Er hat da mal was aufgeschrieben“ machte. Doch ich halte die 270 Seiten mit den kleinen Buchstaben für recht ambitioniert, durchdacht und sicher im Stil. Entgegen meiner Erwartung dominiert während der ersten Hälfte die Jugend des Protagonisten im Dresden der ´80er. Die Namen von vielen lustigen DDR-Produkten werden aufgezählt. Die Selbstverortungs-und-Modefragen werden thematisiert. So was kann einem als DDR-Sozialisierter und halbwegs Szenekundiger ein bisschen auf den Hansa-Keks gehen, aber eigentlich ist das der Stoff aus dem Erfolgsromane wie „Sonnenallee“ resultieren. „Das Einzige was bleibt“ halte ich für sehr authentisch, der Roman ist aber nicht lustig, auch nicht so gewalttätig. Ok, wenn es scheppert, dann richtig, wie beim Erlebnisbericht(?) über die Randerscheinungen beim Spiel zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad. Es wird solide erzählt. Beim Ich-Erzähler werden während der Lektüre der eigenen Stasi-Akte einige Erinnerungen wach. Ein guter Lektor hätte sicher einige Kunstgriffe tätigen können, allerdings wäre bei einem großen Verlag am Ende des Romans keine Werbung für flotte Schallplatten von Randale Records aufgetaucht. Huch, alles sehr verdächtig.

Tipp: 16. März im Gasthof Niegisch, Schmachtenhagen. Lesung von Thorsten Dietze, Konzert mit Borgelt Beat. Buchvorstellung und Single-VÖ!