Inzwischen wurde auch die zweite Lektoratsrunde bewältigt. Mit dem Satz habe ich zum Glück nichts zu tun, umso mehr mache ich mir um den Buchdeckel einen Kopf. Krasses Bild, kurzer Text und so. Damit es mit dem Kaufreflex in Kanada und Kolumbien klappt. Dort leben doch genügend deutsche Muttersprachler, oder? Gestern, nach Willmanns Fußballbuchvorstellung im Meisterkiez, sagte ich zu Hoolywood-Sven, ich würde auch mal in seiner Kleiderkammer in der Schönhauser Allee 43 lesen wollen, worauf er meinte, wir müssten das aber mal anders bewerben, uns an der Jugend orientieren, da wäre bei solchen Terminen immer gleich Bambule. Tja, muss ich mal meinen Sohn (22, Zimmermann) aushorchen, wie das funktionieren könnte. Denn als ich ihn neulich fragte, wie viele seiner Leute da immer kämen, wenn er sich mit ihnen am Wasserturm verabredete, und ich so an drei oder neun Mädels und Jungs dachte, meinte er ganz trocken: 70 oder 80. Und die Polizei schaue früher oder später auch vorbei. Nun ja, diese Eckdaten passen schon mal zu einer Buchvorstellung im Hoolywood. Ich muss aber rausfinden, wie ich meine alten Säckinnen und Säcke elektrisiere. Vielleicht, nichts lesen und singen, nur trinken und lachen.
Jede Woche ein Buch?! „Provinzlust – Erotikshops in Ostdeutschland“, Uta Bretschneider & Jens Schöne, Ch. Links Verlag. Ein Sachbuch, auf dem Rosa-Cover sieht man ein flaches Haus mit entsprechendem Hinweisschild. Willkommen in der Provinz, in Freiberg, Ilmenau, Lauchhammer und den anderen lustigen Nestern. Die Betreiberinnen und Betreiber der Shops berichten über ihren Neustart nach der Wende und ihre Dauerkämpfe auf dem Markt. Das Sortiment der Platzhirsche aus dem Westen wollte man nicht Eins-zu-Eins übernehmen, der Osten ticke anders. In der Provinz kaufe man lieber persönlich als im Internet. Hell und freundlich müsse es sein, nicht alles so rot-schwarz-dunkel-bubu. In den ´90ern habe es noch Kabinen gegeben, die liefen wunderbar. Irgendwann wurde es zu laut und alkoholisch. Wie es den Betreibern beim Wichse-wischen ging, wird nicht thematisiert. Sauber müsse es sein, nun ja. Haste fünf Kapitel gelesen, haste 30 gelesen. Warum der Leipziger Shop mit dem linken Anspruch auch als links gelten darf, blieb mir verborgen. Lustige Bilder sind drinnen, mit aufrecht in die Jahre gekommenen Betreibern, inmitten der knallbunten Sortimente. Ja, ein okayes Buch, aber gendern bleibt ungeil. Ich bewundere diesen Unternehmermut, wenn man mit wenig Startkapital einen Laden aufmacht, sich mit diesem Kapitalismusscheiß auseinandersetzt und wenig später machen kann, was man will.