Mal was anderes, „Frauenliteratur“

18. Februar 2024

Ein Jahr, jede Woche ein Buch?! 7. KW, 12.2. bis 18.2. Brigitte Reimann, „Katja“. Frühe Erzählungen der 1933 in Burg/Anhalt Geborenen, und 1973 in Berlin, Hauptstadt der Untergegangenen, zu früh Verstorbenen. Neun recht unterschiedliche Texte aus den Jahren zwischen 1948 und 1970 lesen sich zumeist recht flott. Oft handelt es sich um autobiografisch angelehnte Beziehungsprosa. Die DDR, selbst die Städtchen der Protagonisten, bleiben meistens ungenannt. Es geht um menschliche Haltungen an sich, nicht so vordergründig um Politik. Nur in „Die Probe“, einem Bühnenstück, 1948 geschrieben, verhandeln Schüler untereinander die Aufnahme in die FDJ. Stilistisch ist die blutjunge Burg-Bewohnerin mit ihrer Schreibe voll auf der Überholspur. Sie war ganz gut im Geschäft, eckte auch mal an, und realisierte mit namhaften Künstlern einige Projekte. Im Anhang geht es unter anderem um den Text „Sonntag, den … Briefe aus einer Stadt“. Er wurde mit Manfred Krug und anderen verfilmt und zweimal ausgestrahlt. Als Manne im Westen angekommen war, landeten die Rollen nicht mal in den Giftschränken, sie wurden alle vernichtet. Der Film ist nur deshalb noch in mieser Qualität existent, weil jemand vom Hessischen Rundfunk, glaube ich richtig in Erinnerung zu haben, das Ost-Fernsehen abfilmte und archivierte, so wie es Karl-Eduards Genossen mit den West-Sendungen zu tun pflegten. Brigitte Reimann jedenfalls, ist derzeit wieder groß im Rennen. Alle Romane und Notizzettel erscheinen neu und stürmen die Hitparaden, auch als Übersetzungen fürs böse Ausland.